Ich werd‘ verrückt. Wo habe ich bloß meine Brille hingelegt? Dabei wollte ich nur ein kleines Nickerchen auf dem Sofa machen. Halbblind tapse ich durch die Wohnung und bitte meine Frau und Tochter um Hilfe. Nach einer halben Stunde ist die Brille wieder dat. Ich hatte sie so wunderbar unters Sofa gesteckt, dass ich beim Aufstehen nicht darauf trete. Nur wiederfinden musste ich sie dort dann noch.
Jeder von uns hat schon einmal verzweifelt gesucht. Lieblingsobjekt: der Schlüssel. Richtig weg ist der fast nie, aber oft woanders. Sehr beliebt sind Orte, an denen wir unverhofft in ein Gespräch verwickelt wurden, an denen wir ungeplant etwas gerade richten oder reparieren mussten. Zum wahnsinnig werden ist auch die fehlende eine Schraube beim Aufbau eines Möbelstückes. Noch einmal ins Möbelhaus fahren lohnt sich nicht. Stattdessen wird der eigene Werkzeugkasten auf links gedreht. Irgendeine Schraube passt dann halbwegs in das vorgebohrte Loch. Nach dem Aufräumen der Pappe findet sich die fehlende Schraube halb unter dem Schrank dann wieder an.
Jesus erzählt gern Geschichten vom Verlieren und Wiederfinden. Was dort verloren ist, hat absolut betrachtet geringen Wert. Ein kleines Geldstück, eines von hundert Schafen. Na und? Gott sucht jedoch danach. Zeit ist egal, Aufwand ist egal. So findet er das Verlorene wieder. Im Kindergottesdienst versetzen wir uns gerne in das verlorene Schaf. Allein, verängstigt und dem Tode nahe schreit es nach Hilfe, eigeklemmt in einer Felsspalte. Der gute Hirte findet es und bringt es zur Herde zurück. Alle atmen auf. Kinder verstehen sehr schnell, was Gott für einer Ist. Er bringt Dinge aber auch mich wieder in Ordnung. Er geht über meine Probleme nicht hinweg. Das ist kein „Wird schon wieder Gott“, das ist kein „Reiß Dich zusammen Gott“ und schon gar kein „das lohnt sich nicht mehr Gott“.
Jeder weiß doch, so halb verloren unterm Schrank, das kann auch ich sein. Und fernab allen Lebens, völlig verzweifelt, festgeklemmt, das bin ich auch manchmal. Jesus sagt: Wenn alle anderen aufgeben, nach Dir zu suchen und dich ins gelingende Leben zurück zu bringen – Gott gibt nicht auf. Manches im Leben müssen wir selbst hinbekommen -von Energiekrise über Umweltkrise. Das sind Aufgaben für Menschen. Mich suchen, mich finden, mich lieben – das sind Aufgaben für Gott.
Ihr Kay Oppermann